Umgangsformen der Balinesen
Da in der westlichen Welt die Umgangsformen sich ziemlich ähneln, ist es vielen gar nicht so geläufig, das es Länder gibt in denen sie, mit ihrem Verhalten, dem Menschen vor den Kopf stoßen, ja womöglich sogar jemanden beleidigen.
Damit man Indonesien mit vielen neu gewonnenen Freundschaften verlässt, ist es ganz besonders wichtig dem Balinesischen Knigge “Bali Knigge” einige Aufmerksamkeit zu schenken.
Zu Weihnachten kennt es ja fast jeder von seiner Familie, jeder ist irgendwie um Harmonie in der Familie und zu den Freunden bemüht. Wie schwer das ist, und das dies oft erst Konflikte provoziert, kennt sicher auch jeder. Jetzt dürfen wir die Balinesen an dieser Stelle erst richtig bewundern, denn das was bei uns nur zu Weihnachten (mehr oder weniger erfolgreich oder erfolglos) betrieben wird, ist Teil ihrer alltäglichen Kultur. Wer sich in diesem Dunstkreis bewegt sollte dies nicht nur wissen, sondern sich auch anpassen (gar nicht leicht).
Wer früh Morgens beobachtet wie die Balinesen beten und Opfergaben für verschiedenste Geister deponieren und das ganze mit erstaunlicher Ruhe und Konzentration, alles nur um für ein Gleichgewicht der Kräfte (Gut und Böse) zu sorgen, der bekommt einen Eindruck davon was auf Bali das streben nach Harmonie bedeutet. Es erfüllt das komplette Leben der Balinesen. Es werden jegliche Art von Konfliktaustragung vermieden.
Das Gesicht zu wahren (nicht das Antlitz sondern die Würde eines jeden Menschen) ist extrem wichtig. Die Würde eines Menschen anzutasten ist ein Sakrileg, das selbst Ausländern nicht verziehen wird. Lautstarke Auseinandersetzungen, harter Tonfall, harte Kritik zählen übrigens auch dazu. Es geht sogar soweit das das Wort “nein” (im indonesischen “tidak”) sogar vermieden wird, eher sagt man mungkin (vielleicht/eventuell) oder belum (später/noch nicht). Oft sagt man auch ja, wo der Unterton dann wohl das nein zum Ausdruck bringt (für Balinesen üblich, für Ausländer extrem verwirrend).
Fettnäpfchen ausweichen als Grossaufgabe
Hier sei gesagt, das die Balinesen meist SO freundlich und höflich sind, das sie einen noch nicht einmal darauf hinweisen, das man sich grad total daneben benimmt und Regeln des Bali Knigge missachtet, sondern übersehen einen dann beinahe. Andere belächeln es wenn man sich blamiert.
Wenn man einiges der folgenden Dinge beachtet, kann man die größten Fettnäpfchen vermeiden. Das wird von Balinesen wohlwollend und freundlich zur Kenntnis genommen, aber auf keine Fall kommentiert. Sollte dennoch mal ein Missgeschick passieren, gilt es dies mit einem lächeln wegzuzaubern (ganz wichtig).
Bali Knigge: Die richtige Kleidung
Zwar wird man wahrscheinlich nur Geschäftsleute, die mit westlichen Geschäftspartnern zu tun haben, im Anzug sehen, dennoch legen die Balinesen sehr viel Wert auf passende Kleidung. Als passend gelten im Tempel oder bei Besuchen generell bestimmt NICHT Shorts, kurze Röcke, Badehose, Bikini-Oberteil oder andere ärmellose Oberteile. Das ist eher was für den Strand.
Gut bei Zeremonien oder Tempelbesuchen: Sarong, Hemd (für den Mann), Kabaya (traditionelle Bluse für die Frauen).
Achtung: Bei manchen Tempeln ist nicht überall Zugang für Touristen erlaubt und manchmal auch nur ohne Schuhe.
Gut für Behördengänge: Lange Hosen, Lange Röcke, sauberes Hemd, geschlossene Schuhe, nichts Schulterfreies.
Körperkontakt unerwünscht
So manch ein Sex-Tourist vergisst gerne das Körperkontakt in der Öffentlichkeit, in so mancher Kultur ein absolutes Zeichen von Respektlosigkeit ist, so auch auf Bali.
Bei den Balinesen ist vor allem der Kopf tabu, er darf auf keinen Fall berührt werden, da er als Sitz von Geist und Seele angesehen wird. Also auch keinen Kindern die Köpfe streicheln.
Händchen halten, ist eigentlich nur bei engen Freunden des gleichen Geschlechts zu sehen. Händchen haltende Pärchen wird man fast nie, und wenn nur wenn sie sich unbeobachtet fühlen, sehen.
Die richtigen Gesprächsthemen
Um nicht in einer Sackgasse zu landen, oder um das Risiko eines Gesichtsverlustes zu umgehen, sollte man verfängliche Themen wie z.B. Politik vermeiden.
Viel besser ist das Thema Fußball, manch ein deutscher Urlauber war schon verblüfft wie gut sich die Balinesen mit deutschem Fußball auskennen. Auch beliebt sind Themen wie Musik, Tanz oder Reisen.
Wer sich generell interessiert und offen der Hindu-Religion gegenüber zeigt, kann auch hier ein Gesprächsthema finden.
Einladungen
Generell spricht es für sie wenn sie eingeladen werden, jetzt nur nicht zu übermütig werden, das könnte alles verderben. Generell gilt nicht die anderen Punkte außer Acht zu lassen.
Sie sollten wissen das Pünktlichkeit auf Bali ein wenig anders aussieht wie in Deutschland. Hier ist eine akademische viertel- bis halbe- Stunde normal und gehört zum guten Ton. Die wird übrigens Gummi-zeit (waktu karet) genannt.
Vor betreten eines Hauses ist es wichtig die Schuhe auszuziehen (meist stehen schon einige Schuhe dort). Es kann folgendes passieren: man hört “Sie brauchen Ihre Schuhe nicht aus zu ziehen!”. Das ist aber eher als etwas übertriebene Höflichkeit anzusehen. Man tut gut, sie dennoch auszuziehen und das mit dem Kommentar: “Aus Respekt vor ihrem ehrenwertem Hause und der Familie”.
Beim betreten des Hause ist nicht auf die Türschwelle zu treten. Oft sind die Türschwellen auf Bali auch so gestaltet das man quasi dazu gezwungen ist durch zu schreiten.
Begrüßung
Zur Begrüßung reicht man durchaus die rechte Hand (nur halt keinen festen Händedruck) und um zu unterstreichen das die Begrüßung von Herzen kommt, kann man anschließend die eigene Hand an die eigene Brust drücken (eine geste die von den Muslimen kommt). Balinesen begrüßen sich untereinander eher mit vor der Brust aneinander gelegten Händen und mit dem Satz “Om Swastiastu” (Wie auf dem Titelbild).
Richtig Geschenke machen
Wenn man ein Begrüßungs-Geschenk mitbringt wird das gut ankommen. Wichtig: Man sollte darauf achten, es mit der rechten (der guten) Hand zu überreichen. Der Gastgeber wird es annehmen. Möglicherweise wird er es einfach (ungeöffnet und scheinbar achtlos) an die Seite legen. Ich kann dich beruhigen, das bedeuten nur das der Gastgeber kein gieriger Mensch ist. Freude schenken wird das Geschenk trotzdem sicher.
Die besten Geschenke sind meist Dinge die man aus Europa mitbringt und die man in Indonesien so nicht kaufen kann.
Hindus freuen sich sehr über eine Flasche deutschen Wein, oder ein T-Shirt mit einem deutschsprachigen Spruch drauf (sollte Lustig, aber nichts diskriminierendes sein).
Muslime sollte man bevor man ihnen Alkohol schenkt, vorsichtig fragen ob sie überhaupt sowas trinken. Hier habe ich sehr gute Erfahrung mit deutschen oder türkischen Süßigkeiten gemacht.
Das richtige hinsetzen
Da ich so manches mal auf Bali mit schmerzenden Beinen aufgestanden und losgetorkelt bin, halte ich diesen Part für sehr erwähnenswert.
Meist sitzen die Balinesen auf dem Boden (Männer im Schneidersitz und Frauen winkeln die Beine seitlich am Körper an). Wichtig ist dabei, das man die Fußsohlen nicht auf eine andere Person richtet, da diese als unrein gelten.
Wer diese Art zu sitzen nicht gewohnt ist (wer ist das in Europa schon) wird schnell fürchterlich schmerzende Beine haben. Ich habe, um es überhaupt irgendwie aushalten zu können, ab und zu die Beine abwechselnd übereinander gelegt. Das sollte man nebenbei, ohne eine große Sache davon zu machen, vornehmen.
Balinesen die sich mit Touristen auskennen, bieten einem oft ein Stuhl an. Wenn die sich aber auf den Boden setzen solltest du den Stuhl höflich ablehnen und dich ebenfalls auf den Boden setzen.
Gesten – Achtung mit Hand und Fuß
Sicher habe sie schon davon mal gehört, das Gesten oder Handzeichen, von Land zu Land eine andere Bedeutung haben. Deshalb sollten sie alle Handzeichen, bei denen sie unsicher sind, unterlassen.
Auf gar keinen Fall sollten sie mit dem Finger auf jemanden zeigen. Auch nicht mit dem Fuß. Das gilt als extrem Respektlos. Besser ist es immer mit der flachen Hand zu zeigen. Balinesen machen oft daraus eine sehr elegant wirkende Geste.
Man sollte auch nicht nach dem Kellner oder dem Taxi laut rufen. Beide macht man durch Augenkontakt und einem Winken, bei dem die Handfläche nach unten gerichtet ist, auf sich aufmerksam.
Wer seinen gegenüber nicht beleidigen will, sollte bei Unterhaltungen nicht die Arme vor der Brust verschränken. Oder die Hände in die Hüften stützen.
Verhalten im Tempel
Dies ist ein sehr sensitiver und wichtiger Teil des Bali Knigge.
Als erstes sollten sie die richtige Kleidung für solch einen Anlass tragen. Dann trägt man eigentlich immer einen Sarong und eine Scherpe, wenn man den Tempel betritt, bei manchen Einrichtungen darf man sogar nur barfuß eintreten.
Seltsamer weise haben die Balinesen meist keinerlei Problem damit, wenn Ausländer bei Religiösen Zeremonien anwesend sind und sogar Fotos machen, dennoch sollte man ihre Gastfreundschaft nicht überstrapazieren und rücksichtsvoll sein.
Vorzugsweise nicht auf Mauern klettern (egal ob man sich hinsetzen oder eine bessere Perspektive für ein Foto haben will), auch nicht zwischen betenden und dem Altar durchlaufen oder laute und störende Unterhaltungen führen.
Es haben Touristen für ein Foto schon den einen oder anderen Tempel erklommen, was auf jeden Fall in Sozialen Medien, für missfallen der Balinesen sorgt. Verständlicher Weise.
WICHTIG: Damen sollten unbedingt beachten das sie, während sie Besuch von ihrem monatlichem Freund haben, keinen Tempel betreten. Logischer Weise sind die Tempel heilig und dürfen nicht von unreinem Menstruationsblut beschmutzt werden. Generell: Blut auf dem Boden eines Tempels, führt zu einer langen und aufwendigen Reinigungszeremonie.
Bali Knigge beim Essen
Oh Boy… Hier warten auch noch ganz viele Stolpersteine und Fettnäpfchen auf sie.
Als erstes ist wichtig das sie nicht die linke Hand zum essen nehmen. Meist (außer in Restaurants) essen die Balinesen mit der (rechten) Hand. Die linke gilt hingegen als unrein und wird für den Gang zur Toilette verwendet.
Stäbchen werden in Indonesien normaler Weise gar nicht verwendet.
Man fängt erst nach Aufforderung/Zeichen des Gastgebers an zu essen.
Manche Speisen sind für Europäer sehr ungewohnt, probieren sollte man dennoch. Wenigsten ein kleines Stückchen (um der Höflichkeit gerecht zu werden). Wenn man sich weigert es wenigstens zu probieren, könnte es als Beleidigung aufgefasst werden.
Wenn es ihnen gut schmeckt sollten sie dennoch nicht zu viel essen. Man sollte immer ein kleinen Happen übrig lassen. Damit man nicht den Eindruck erweckt, es könnte zu wenig Aufgetischt worden sein. So verhindert man das der Gastgeber sein Gesicht verliert.
Wichtiger Hinweis: Wenn du Vegetarier bist, erwähne dies einfach wenn du eingeladen wirst. Meist haben Balinesen kein Problem damit auf Vegetarier Rücksicht zu nehmen. Wer es vorab erwähnt, kommt dann auch nicht in Gefahr die Gastgeber zu beleidigen. Weil er z.B. ein Gericht nicht probieren mag.
Trinken
Es kann auch passieren das man zu einer geselligen Runde eingeladen wird. Da kann es oft zu erheblichem Konsum von Arak (einem Schnaps aus Reis) kommen.
Arak ist aber mit Vorsicht zu genießen. Arak wird meist schwarz gebrannt. Durch Pfusch beim brennen kann er sehr toxisch sein und das hat Folgen. Viele Touristen haben dadurch schon ihr Augenlicht oder gar ihr Leben verloren. Solche Einladungen sollte man am besten höflich ablehnen in dem man “belum” also “Später” sagt.
Generell gilt beim Bali Knigge, das es unschicklich ist sichtbar besoffen zu sein. Sowas sollte also tunlichst vermieden werden.
Feilschen
Es ist auf Bali völlig ok um Preise zu feilschen. Man sollte sich allerdings vorher überlegen was einem der Artikel Wert ist. Feilschen nur so zu Spaß ohne Interesse an dem Artikel kommt allerdings nicht gut an. Es gibt allerdings auch Geschäfte mit fixen Preisen. Dann sind diese aber auch immer ausgepriesen.
Bali Knigge Tipps beim Feilschen:
- Übung macht den Meister – Es ist nicht schlimm wenn am Anfang es nicht so gut gelingt
- Locker bleiben – Freundlich bleiben und ruhig, dann kommt man weiter
- Pick-up Tricks – Tricks die aus dem Pick-up kommen, können auch hier helfen
- Lächeln – Wer seinem gegenüber die Zähne zeigt, ohne damit zu knirschen, ist schon ein Sieger
- Gehen – andeuten das man geht, kann manchmal der Schups sein den gewünschten Preis zu erzielen
Trinkgeld
Durch den jahrelangen Tourismus ist es inzwischen durchaus akzeptiert Trinkgeld zu geben. Vor allem dem Zimmermädchen oder eventuell der Bedienung im Restaurant. Traditional ist das auf Bali allerdings eher nicht so. Wer zum Beispiel beim Barbier vom Chef persönlich bedient wird. Der Chef von einem Unternehmen könnte ein Trinkgeld traditionell eher als negative (überhebliche) Geste betrachten und eventuell sogar beleidigt reagieren. Daher ist es beim Bali Knigge unbedingt erforderlich hier viel Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen, schließlich soll ein Trinkgeld immer etwas Positives sein.