Handwerker auf Bali haben eine ganz andere Qualifikation als ein Handwerker in Deutschland, oder halt eben gar keine. Das stört irgendwie aber auch keinen. Es funktioniert halt alles anders als man es von Deutschland gewohnt ist. Ich gebe dir heute ein Beispiel für Erfahrungen mit Handwerkern in Bali.
Handwerker in Bali und ihre Ausbildung
Grundsätzlich kann in Indonesien jeder der Lust hat Klempner zu sein, sich ein Schild kaufen und ist ab da dann Klempner. Ich weis nach so einem Satz, steht in Deutschland, nahezu jedem Verbraucherschützer sämtliche Haare zu Berge. Aber ganz so schlimm wie es sich anhört, ist dann doch nicht.
Die meisten Handwerker haben einige Jahre für einen anderen Handwerker gearbeitet bevor sie sich selbstständig gemacht haben, das heißt sie haben schonmal so etwas wie Berufserfahrung. Auch wenn in Indonesien es keine Industrie- und Handelskammer gibt, die am Ende einer Ausbildung eine Prüfung vornimmt, ist die Berufserfahrung die diese Handwerker erfahren, durchaus ähnlich. Der Unterschied ist allerdings das es in Indonesien andere Ansprüche an Normen und Qualität gibt, als in Deutschland.
Es gibt immer einen der es billiger macht…
Um es mal mit einem Bildnis deutlich zu machen: Als ich mal mit jemanden über Handwerk und Qualität gesprochen habe, zeigte dieser mir ein Foto auf dem Ein sehr muskulöser, glatzköpfiger Mann ein Tattoo bekommt. In seiner Hand hält er ein Foto von einem beeindruckenden Pegasus und das Tattoo das er gerade bekommt sieht eher wie das Gekritzel eines kleinen Kindes aus.
Genau das ist es und es ist ein Zeichen für deutsche Normopathie an den billigsten Preis den gleichen Anspruch an Qualität zu haben, wie an den teuersten. Wer mit einer so genormten Vorstellung, in Indonesien nur nach dem billigsten Preis Ausschau hält, wird ganz sicher am Ende enttäuscht sein.
Jeder Balinese hingegen weis das es verschiedene Qualitätsstufen gibt bei Material und Verarbeitung, je nach dem was man sich leisten kann, wählt man dann aus. Bevorzugt dann gerne das qualitativ beste Angebot was man sich gerade noch leisten kann.
Handwerker in Bali, Beziehungen und ein guter Ruf
“Ich kenne da jemanden…” So einen Satz hört man auf Bali sehr oft, wenn man sich nach Handwerkern erkundigt. Da es hier kein Branchenverzeichnis gibt, bleibt einem oft nur noch Google und dessen Bewertungen, oder halt Empfehlungen von anderen Menschen. Dadurch hat man dann auch Zugriff auf Handwerker die keinen Google Eintrag haben. Wir reden also von Mundpropaganda. Ich komme hier jetzt mal mit zwei Beispielen:
1. Scooter Reparatur
Wer schon einmal auf Bali war, kennt die vielen kleinen Werkstätten die am Straßenrand ihre Dienste anbieten. Das ist wirklich eine perfekte Gelegenheit, für entweder unnötige Reparaturen, dann dafür viel zu viel Geld zu bezahlen, oder diese Arbeiten so schlecht ausführen zu lassen, das die Maschine kaum einen Tag auf der Straße übersteht ohne wieder liegen zu bleiben. Kadek zeigte mir eine dieser Werkstätten, zu der er immer geht. Er erklärte mir auch warum. Der Besitzer der kleinen Werkstatt hatte vorher bei Honda gearbeitet und daher eine ziemlich gute Qualifikation. Zudem sagte er mir das er keine unnötigen Arbeiten mache und auch ziemlich faire Preise habe. Das stimmte auch. Der Wechsel der Batterie, des Motorenöls, der Bremsbeläge, der Bremsflüssigkeit und eines Bremshebels, kostete letztlich immer noch weniger als 25 Euro.
2. Maler im Haus
Dieser bringt mich immer noch zum lachen, wenn ich an diesen speziellen Handwerker in Bali denke. Du, lieber Leser, hättest dich entweder auch Krumm gelacht (bei einem ähnlichen Humor) oder er hätte dich schier in den Wahnsinn getrieben.
Als ich mit meinem Vermieter auf Bali sprach, einigten wir uns das er einen Maler beauftragt in der Küche, im Bad und im Flur ein Paar Ausbesserungen vor zu nehmen. Den “Handwerker” den er schickte kannte er, der hatte aber keinerlei Englisch Kenntnisse oder Qualifikation, außer das er bereit war für etwas Geld den ganzen Tag zu arbeiten. So tauchte er dann auch am Morgen auf. Er erschien zu meinem erstaunen Pünktlich, brachte einen Eimer Farbe, einen Pinsel, einen Spachtel und eine Zeitung mit. Er brachte allerdings keine Leiter oder irgendein Gerüst mit.
Die Zeitung breitete er über den Gaskocher (an den Enden schaute der Kocher noch hervor) und über den Kühlschrank aus. Dann stieg er auf die Arbeitsfläche der Küche und fing fröhlich an mit dem Spachtel die Flächen zu bearbeiten. Als ich ein paar Stunden später nach ihm sah hatte er eine leere Bierkiste und den Tisch aus dem Flur, als Leiter missbraucht, dementsprechend sahen die auch aus, voller Farbe. Wie übrigens auch der Boden, die Seiten des Kühlschranks, des Gaskochers, der Arbeitsfläche, viele der Fliesen im Bad usw. Nebenbei erwähnt, vor dem Haus ist ein hübsches Mosaik aus bunten Steinen, dort hat er seinen Farbtopf umgerührt. Muss ich erwähnen wie das Mosaik mit weißen Farbtupfern aussah?
Handwerker in Bali machen Siesta
Er lies also den Tisch im Badezimmer zusammen mit einer nassen Zeitung einfach zurück und verabschiedete sich in die Mittagspause. Ich hätte also, im Falle das ich auf die Toilette hätte müssen, über den Tisch kriechen, dabei seiner Farbstaffelei ausweichen und dann die nasse Zeitung vom Sitz wischen müssen.
Er machte immerhin etwas sauber als er am Nachmittag mit seinem Geschmiere fertig war. Dazu nahm er kein eigenes Equipment (er hatte ja nichts mitgebracht) sondern meinen Schwamm, mit dem ich am morgen noch das Geschirr gespült habe und mein Spülmittel gleich mit.
Mein Fazit zu diesem “Malermeister”
Als ich mich umsah war der Kühlschrank, die Seiten des Gaskochers, einige Fliesen im Bad und einiges mehr immer noch mit Sprenglern der Farbe bedeckt. Die dunklen Türen und Rahmen hatte er freundlicherweise mit weißen Fingerabdrücken verziert und das Mosaik draußen war zur Hälfte weiß. Mein Trost ist:
- Es ist nicht mein Haus
- Die Farbe ist Wasserlöslich
- So ein “Handwerker” kostet nie mehr als 10 Euro am Tag
- Er hat nichts im Schlaf- oder Musikzimmer gestrichen